Miriam Jahreiß und Sabine Hemmerich haben sich in ihrer gemeinsamen Ausbildung zu anerkannten Heilpraktikerinnen kennengelernt und den Entschluss gefasst in einer Praxisgemeinschaft für Chiropraktik und Heilpraktik ein neues medizinisches Gesamtpaket zu schaffen. Von der ersten Beratung im Frühjahr konnten somit alle Schritte gegangen werden. Die Praxis wurde im August 2021 erfolgreich in Neuses eröffnet.
Im Interview berichten die beiden Gründerinnen von ihren Erfahrungen.
Frau Jahreiß und Frau Hemmerich, wann haben Sie Ihre Praxis gegründet und worin lag hierfür Ihre Hauptmotivation?
In erster Linie ist unsere Hauptmotivation, vielen Menschen einen gesünderen Lebensstil näherzubringen. In Gedanken haben wir uns schon während unserer gemeinsamen Heilpraktikerausbildung damit beschäftigt, eine gemeinsame Praxis zu gründen.
Die Veränderungen in der Anwendung der Schulmedizin während der über 25-jährigen Tätigkeit als medizinische Fachangestellte bewegten Sabine Hemmerich dazu, die Leidenschaft zur Pflanzenheilkunde mit den Kenntnissen aus der traditionellen Medizin zu vereinen.
Für Miriam Jahreiß war ihr fünfjähriges Studium an der Dresden International University, welches sie als Master of Sciences in Chiropraktik abschloss, Startpunkt der Reise. Während dieser Zeit erlangte ich vielfältige sanfte und gezielte chiropraktische Techniken. Dies erlaubt mir Patienten auf verschiedenen Wegen zu helfen.
Diese zwei komplett unterschiedlichen beruflichen Richtungen mit dem gleichen Ziel, geben uns die Möglichkeiten der sanften Behandlung für Säuglinge bis Personen im hohen Lebensalter.
Somit entschlossen wir uns für eine Gründung von jeweils eigenständigen Praxen in einem gemeinsamen Gebäude. Seit August diesen Jahres konnten wir unsere Pläne in die Tat umsetzen und die Praxis eröffnen.
Wie verlief der Start und vor allem die zurückliegende Gründungsphase für Sie?
Die behördlichen Vorgaben zur Gründung einer Praxis sind sehr hoch. Außerdem müssen wir den Hygienevorschriften, dem Datenschutz, den Vorgaben der Abrechnungskreise sowie den versicherungstechnischen Fragen gerecht werden.
Nicht unterschätzen darf man die Business- und Finanzierungspläne. Die Aufstellung der Planung kostet unheimlich viel Zeit und Genauigkeit. Dafür bekommt man als Ergebnis ein wichtiges Controlling Element.
Da wir mitten in der Corona Pandemie mit der Gründung begonnen hatten, zogen sich manche Prozesse außergewöhnlich lange hin. Viele Geschäfte und Dienstleister waren nur eingeschränkt erreichbar oder geschlossen. Positiv war dabei dennoch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Handwerksfirmen, die uns stets und ständig mit kreativen Lösungsfindungen zur Seite standen.
Sodass wir letztendlich vor einigen Wochen starten konnten!
Worauf liegt in Ihrer Praxis der Fokus und was macht Sie damit „einmalig“?
Einmalig ist in Coburg unsere Kombination aus Naturheilkunde und Chiropraktik. Wir decken somit ein ganzheitliches Behandlungsspektrum unter einem Dach ab. Als erste weibliche studierte Chiropraktorin in Coburg mit einer eigenen Praxis möchte ich vielen Frauen den Einstieg in die chiropraktische Behandlung erleichtern.
Dabei finden wir für unsere Patienten Lösungen aus dem Bereich der Pflanzenheilkunde, Mikronährstofftherapie mit einem dazugehörigen Labor, Neuraltherapie sowie Blutegeltherapie für akute oder chronische Beschwerden finden. Präventive Maßnahmen gehören ebenso zu unserem Spektrum.
Da unsere Patienten mit Beschwerden zu uns kommen, haben wir bei der Standortwahl auch besonders auf eine leichte Erreichbarkeit geachtet, also Erdgeschoss, Patientenparkplätze und nur drei Minuten zum Stadtbus Linie 1. Beschwerden zu lindern sollte nicht beschwerlich beginnen.
Was sind die kommenden Meilensteine und Aufgaben?
Zunächst müssen Patienten gewonnen werden, am besten über Empfehlungen von bereits behandelten Patienten. Es werden aber in Kürze zusätzlich Vorträge über einfache tägliche Dinge bezüglich Ernährung und Bewegung kostenfrei als Informationsveranstaltung durchgeführt. Hierfür können wir unseren eigenen Praxis-Wintergarten nutzen. Im Oktober stehen schon weitere Fortbildungen an, soweit es die aktuelle Situation zulässt.
Angestelltenverhältnis und Unternehmertum. Sie kennen beides! Was sind die Unterschiede?
Unser Antrieb in der Selbstständigkeit ist die Leidenschaft, bei dem was wir tun. Jeder Patient benötigt unterschiedliche Anwendungen und Therapien. Die Freiheit, dem Patienten das anzubieten und die Zeit zu geben, die er benötigt, um sein Gemeinwohl wieder zu erlangen, ist für uns ein unglaubliches Geschenk.
Das Tätigkeitsspektrum ist spannend und vielfältig. Wir benötigen Kenntnisse sowohl im medizinischen aber im kaufmännischen Bereich oder in rechtlichen Fragestellungen. Die Arbeitstage sind dadurch lang und manchmal sehr anstrengend. Dennoch haben wir als Praxisinhaberinnen die Möglichkeit, unseren Alltag frei zu gestalten.
Was war die bisher größte Herausforderung? Wie konnten Sie diese meistern?
Die Ausbildung erfolgreich abzuschließen, um letztlich die Praxis eröffnen zu können, war eine erste große Hürde. Da die Zahl der Absolventen mit erfolgreichen Abschlüsse doch relativ gering war, zeigt es die Komplexität des Themas.
Die zweite große Herausforderung hat uns total überrascht: „Geeignete Praxisräume finden!“ Monatelang haben wir versucht, Räumlichkeiten in Coburg und dem Umland zu finden, die den Anforderungen einer Praxis gerecht werden. Auch mit viel Phantasie konnten wir uns bei den meisten Räumlichkeiten keinen Praxisalltag vorstellen. Aber Aufgeben war nicht unsere Devise und genau diesen Punkt möchten wir jeder Gründerin und jedem Gründer ans Herz legen.
Wir durchforsteten weiter und weiter alle möglichen Immobilienportale und Makler. Endlich hatten wir Erfolg und konnten Räume in Neuses anmieten. Einen besonderen Bonus stellen die Parkplätze direkt am Haus sowie die Bus- und Bahnanbindung wenige Gehminuten von unserer Praxis entfernt dar. Es hat sich somit ausgezahlt nicht zu verzagen und immer weiter am Ball zu bleiben, um den idealen Standort zu finden.
Würden Sie heute bei einer erneuten Gründung etwas anders machen?
Wir haben uns zunächst nur auf den erfolgreichen Berufsabschluss konzentriert. Um Zeit zu sparen, wäre es von Vorteil gewesen sich parallel schon mit den Gründungsthemen zu beschäftigen wie z.B. sich die grundlegenden Informationen zu besorgen. Man unterschätzt den Aufwand leicht. Da unsere Vorbereitungszeit ziemlich genau zehn Monaten dauerte.
Dennoch war es aus der jetzigen Sicht der richtige Weg und die richtige Entscheidung.
Was braucht ein erfolgreicher Gründer und was würden Sie anderen empfehlen?
Viel Geduld, ultrastarke Nerven und Willensstärke. Außerdem sollte ein Gründer mutig sein, seine Vision leben und seine Schritte gehen. Dabei ist empfehlenswert, sich an den richtigen Wegweisern in Form von Personen oder Beratungsstellen zu orientieren. Diese fanden wir gebündelt im Gründungsnetzwerk Coburg wieder. Das Angebot hierzu ist vielfältig und muss nur aktiviert werden. Dazu noch eine Prise positive Energie zum Durchhalten durch das private Umfeld. Deshalb ist es sinnvoll, diese Personen mit einzubeziehen und der Gründung steht nichts mehr im Wege.